Einmal Stuttgart und zurück hieß es vor knapp einer Woche für mich. Zu nachtschlafender Zeit in den Flieger in Hamburg eingestiegen und eine Stunde später, bei strahlendem Sonnenschein, mit der S-Bahn und noch ein Stück per pedes zur Liederhalle.

Stuttgart kenne ich ja nun inzwischen schon etwas besser, das Kultur & Kongresszentrum bis dato noch nicht.  Aber eigentlich musste ich ja nur  einem Strom von Leuten folgen, die das gleiche Ziel hatten wie ich.  Im Foyer bekamen wir die Taschen mit Zeit- und Orientierungsplan und den obligatorischen Flyern.  Übrigens hat die iJUG auch eine kleine Informationsbroschüre beisteuern können (ich habe genügend Vorrat, falls Interesse besteht).

Mein erstes Ziel war Mozart. Leider nur der Saal, aber ich nahm wohlwollend zur Kenntnis, dass die Konferenzräume klimatisiert waren.

Die erste Session hielt Dr. Frank Gerhardt von Gerhardt Informatics zum Thema Eclipse Frameworks für Geschäftsanwendungen. Einleitend klassifizierte er die  Frameworks nach verschiedenen Kriterien wie Black- oder White Box,  Kommerziell oder Open Source, homogen oder heterogen, usw.  Fazit:  Frameworks möglichst nicht selber bauen, sondern schauen, ein fertiges Produkt zu nutzen.  Selber bauen ist fast immer teurer und dauert länger. Dem folgte ein kurzer geschichtlicher Abriss zur steigenden Anzahl von Enterprise Frameworks in der Eclipse Welt.  In kurzer Folge wurden im Anschluss Scout, Riena, redView, emfStore und Sapphire vorgestellt.  Es war interessant, einen solchen Über- und Ausblick präsentiert zu bekommen.  Noch besser war, dass ich gleich sitzen bleiben konnte, um den zweiten Eclipse Vortrag entgegenzusehen.

Als ich die JUG zu Beginn des Jahres gründete, war Lars Vogel eines der ersten Mitglieder. Mit einem Schlag hatten wir eine internationale 'Filiale'  in Nordamerika :-) Lars hielt den zweiten Vortrag zum Thema Eclipse 4.0

Das Thema ist ja nicht ganz unumstritten in der Eclipse Community.  Mich beschlich so ein wenig der Eindruck, dass dieses gesamte Projekt ein Labor ist, welches für  Helios & Co ein wenig als Teststrecke dient.  Neue Technologien werden ausprobiert und die Filetstücke in die Weiterentwicklung übernommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele  Manager nur sehr zögerlich einem Umstieg ins Auge sehen werden.

Allerdings ist es mit Sicherheit spannend, etwas unter die Motorhaube zu schauen. Das API wurde stark abgespeckt und über Injection und Annotations eine Vielzahl von Problemen gelöst und der Einsatz vereinfacht. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob E4 dazu beitragen kann, die aktuelle Sinnkrise der Eclipse Foundation zu überwinden.  Übrigens ist Lars durchaus nicht abgeneigt, auch bei uns vorstellig zu werden.  Aber das schieben wir noch ein wenig in die Zukunft.

Nach gut neunzig Minuten war es dann an der Zeit, sich auf die Suche nach dem Silcher-Saal zu machen. Hier erwartete mich eine Bestandsaufnahme modellgetriebener Entwicklungsprozesse in der Praxis. MDD ist seit vielen Jahren bereits ein Hype und auch hier wurden Beispiele für die Einführung in Projekte aufgezeigt, die nicht nur auf der 'grünen Wiese' begonnen wurde. Zum Einsatz kamen hier MagicDraw und das anaptecs eigene Framework JEAF.

Dann wurde der Saal richtig voll. Kein Wunder, als nächstes hatte sich Erich Gamma angesagt.  Wer möchte nicht ein Mitglied der legendären GoF persönlich erleben? Für mich war es die erste Begegnung.  Das Thema seines Vortrags war 'Agility @ Scale - Enabling Collaboration across Silos'.  Meine Erwartungen bekamen einen Dämpfer als ich recht schnell realisierte, dass es sich um eine reine Werbeveranstaltung  für Rational Jazz handelte. Ich bin überzeugt, dass diese Toolsuite extrem leistungsstark ist. Aber auch extrem teuer und viele der Anwesenden, werden kaum mehr als eine Testversion davon sehen.

Die Mittagspause nutzte ich, um den Stand der iJUG zu besuchen. Dort traf ich auch auf Fried Saacke (links) und Oliver Szymanski, die bereits fleißig Werbung für die iJUG und unsere neues Java - Magazin (Java aktuell) machten. Das Interesse war augenscheinlich ziemlich groß und ich bin sehr gespannt, wie sich die Zeitschrift behaupten wird. Übrigens habe ich ein paar Schnupperexemplare, falls sich jemand dafür interessiert.

Apropos iJUG. Auf dieser Karte sind alle Java User Groups in Deutschland eingetragen, die sich bisher unter dem Dach der DOAG zusammengeschlossen haben.

Oliver Szymanski  erklärte uns, ob Java 7  kalter Kaffee oder heißer Espresso ist. Schaut man sich die derzeitige Entwicklung an, fällt es tatsächlich schwer, diese Frage eindeutig zu klären.  Man nehme bloß das  Jigsaw oder Closures.  Vermutlich ist heute schon wieder vieles anders, als es noch vor einer Woche beschrieben wurde.  Es fehlt augenscheinlich die Struktur, oder auf den Punkt gebracht, ein JCP. Warum? Die Frage hätten wir uns im BoF am späten Nachmittag gerne von Oracle erklären lassen.  Aber das war dann die größte Enttäuschung des Tages.  Keine eindeutige Positionierung von Oracle Deutschland. Immer wieder der Verweis auf die JavaOne im September. Ob sich dringende Architektur- und Designentscheidungen in den Firmen bis dahin verschieben lassen?  Es liegt auf der Hand, dass das Management von Oracle einen ziemlich unglücklichen Weg gewählt hat, die Community zu gewinnen.  Es ist noch nicht zu spät, aber durchaus Zeit, etwas Licht in die Zukunft von Java zu bringen.

Bevor ich mich zur BoF begab, lauschte ich aber noch einem sehr handwerklich angehauchten Vortag, der uns ein paar Werkzeuge zeigte, mit der sich die JVM fast ganz ohne Blut operieren und analysieren lässt.  Das Zauberwort heißt VisualVM und mich würde wirklich interessieren, wer außer mir, ebenfalls noch nichts von deren Existenz geahnt hat?! Ich muss zugeben, ich war ziemlich beeindruckt, was man mit den Bordmitteln alles machen kann.  Wer schon einmal versucht hat, einen Server im produktiven Betrieb dem Profiling zu unterziehen wird meine Überraschung verstehen, als ich sah, wie einfach es mit dem Sampler möglich ist. Jedem, der an dieser Front im Einsatz ist, sei dieses Tool empfohlen.

Was bleibt mir als Fazit zu sagen?  Die hervorragende Organisation hat mich angenehm überrascht.  Das Catering war perfekt organisiert und alle Veranstaltungen auf hohem Niveau.  Für mich ist klar, ich komme wieder!